August Wilhelm Schlegel
* 08.09.1767 in Hannover; ✝ 12.05.1845 in Bonn
Philologe, Übersetzer, Dichter, Literaturkritiker, Literaturtheoretiker
Kurzbiographie
August Wilhelm Schlegel, der Sohn eines evangelisch-lutherischen Pastors, studierte nach einer sehr guten Schulbildung Theologie, später Philologie, in Göttingen. Die Jahre zwischen 1791 und 1795 verbrachte er als Hauslehrer in Amsterdam. Doch auch literarisch war er in dieser Zeit recht aktiv: er verfasste zahlreiche Kritiken und Rezensionen, u.a. für die von Friedrich von Schiller herausgegebenen Horen.
1795 ließ sich August Wilhelm Schlegel in Jena nieder, wo er ab 1798 als Philosophieprofessor tätig war. Um ihn versammelte sich ein literarischer Kreis (darunter seine Frau Caroline, sein Bruder Friedrich mit Ehefrau Dorothea, Johann Gottlieb Fichte, Ludwig Tieck und Novalis), der das Zentrum der frühromantischen Bewegung in Deutschland bilden sollte. In diesem Kreis entstand auch die Zeitschrift Athenäum, das zentrale literarische Organ der Frühromantik, die er gemeinsam mit seinem Bruder herausgab. Zwischen 1801 und 1804 lebte August Wilhelm Schlegel in Berlin, wo er die Vorlesungsreihe „Über schöne Literatur und Kunst“ hielt, in der er die Literaturen des klassischen Altertums, des germanischen und provenzalischen Mittelalters und der romanischen Neuzeit als einander ebenbürtig darstellte.
Nachdem 1803 die Ehe mit Caroline in die Brüche gegangen war, reiste August Wilhelm Schlegel einige Jahre durch ganz Europa und Russland, wo er vor allem 1808 in Wien mit seinen Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur, die aus seinen Shakespeare- und Calderón-Übersetzungen hervorgegangen waren, sehr erfolgreich war. 1818 wurde er als Professor der Literatur nach Bonn berufen. In Bonn wandte sich Schlegel wieder intensiver der Philologie zu, er gilt als einer der Gründungsväter der komparativen Linguistik.
Doch nicht nur auf diesem Gebiet sollte er einen anhaltenden Erfolg verspüren, seine in den Jahren 1797 bis 1810 erschienenen Übersetzungen der Shakespeare’schen Dramen gelten bis heute als Standardübersetzungen im Deutschen. Auch wenn seine eigenen literarischen Werke weitgehend ohne Erfolg blieben, sind seine Verdienste um die deutsche Literatur als Übersetzer aus mehreren Sprachen unbezweifelbar.
Übersetzungen
- W. Shakespeare: Dramatische Werke. 9 Bde. Berlin, 1797-1810.
Literatur
Primärliteratur
- Athenaeum. 3 Bde. Berlin, 1798–1800.
- Ion. Schauspiel in 5 Aufzügen. Berlin, 1803.
- Über dramatische Kunst und Litteratur. Vorlesungen. 3 Bde. Heidelberg, 1809–1811.
- Essais littéraires et historiques. Bonn, 1842.
Sekundärliteratur
- John, Johannes: „Schlegel, August Wilhelm von“. In: Neue Deutsche Biographie, 23 (2007). S. 38-40 [Onlinefassung]. Url: www.deutsche-biographie.de/sfz64623.html.
- Kaufmann, Alexander: „Zur Erinnerung an August Wilhelm Schlegel“, Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Alterthumskunde, 1 (1875). S. 239-254.
- Mix, York-Gothart: Der Europäer August Wilhelm Schlegel. Romantischer Kulturtransfer – romantische Wissenswelten. Berlin, 2010.
- Neureuter, Hans Peter: „August Wilhelm Schlegel, 1767-1845“. In: Germersheimer Übersetzerlexikon (UeLEX). Url: http://www.uelex.de/artiklar/August_Wilhelm_SCHLEGEL.
- Schirmer, Ruth: August Wilhelm von Schlegel und seine Zeit. Ein Bonner Leben. Bonn, 1986.
- SLUB Dresden u.a. (Hrsg.): Korrespondenz August Wilhelm Schlegels. Url: august-wilhelm-schlegel.de.
Albumseiten mit dieser Person
Zitier- und Lizenzhinweis
Schlegel, August Wilhelm, in: Das Digitale Shakespeare Memorial Album. Herausgegeben von Christa Jansohn. URI: http://www.shakespearealbum.de/uri/gnd/118607960. (Zugriff am 14.10.2024)
Dieser Text steht unter folgender Lizenz: CC BY-ND 3.0 DE. Wiedergabe der Albumdigitalisate mit freundlicher Genehmigung der Library of Birmingham.