Christoph Martin Wieland
* 05.09.1733 in Biberach an der Riß; ✝ 20.01.1813 in Weimar
Dichter, Übersetzer, Publizist
Kurzbiographie

Schon in jungen Jahren begeisterte sich Wieland für Literatur und las die römischen Klassiker sowie aufklärerische Literatur von Voltaire, de Fontenelle und Bayle. Sein erstes Werk, das Epenfragment „Herman“, das er an den Züricher Literaturgranden Bodmer einsandte, wurde positiv aufgenommen und zwei Jahre später folgte Wieland einer Einladung Bodmers und ließ sich in Zürich nieder. 1760 siedelte Wieland wieder nach Biberach über, wo er zuerst zum Senator und später auch zum evangelischen Kanzleiverwalter ernannt wurde. Später wurde er auch Direktor der Biberacher evangelischen Komödiantengesellschaft und inszenierte Shakespeares The Tempest in seiner eigenen Übersetzung mit dem Titel Der erstaunliche Schiffbruch. Deren Text ist jedoch heute leider verloren.
Ab 1761 arbeitete Wieland an seinen Shakespeareübersetzungen, die unter dem Titel Theatralische Werke zwischen 1762 und 1766 erschienen. In der achtbändigen Sammlung finden sich 22 Dramen, von denen viele durch Wieland zum ersten Mal in die deutsche Sprache übersetzt worden waren. Obwohl die Qualität und Werkgetreue in Wielands Übersetzung aufgrund schlechter Vorlagen, mangelnder Sprachkenntnisse und fehlender Wörterbücher sehr umstritten sind und waren, so haben die deutschen Übersetzungen dennoch einen großen Einfluss auf die Form des Sturm-und-Drang-Dramas gehabt.
Wieland lebte ab 1762 überwiegend in Weimar, wohin ihn die Herzogin Anna Amalia als Erzieher ihrer Söhne gerufen hatte. Er entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Aufklärung und gehörte zusammen mit Herder, Schiller und Goethe zum „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Zwischen 1773 und 1789 war Wieland Redakteur der Zeitschrift Der Teutsche Merkur. Von 1796 bis 1801 fungierte er als Herausgeber der Zeitschrift Attisches Museum, von 1802 bis 1810 dann als Mitherausgeber des Nachfolgers Das neue attische Museum. Heutzutage wird alle zwei Jahre der Christoph-Wieland-Preis für herausragende Übersetzungen in seiner Heimatstadt Biberach vergeben.
Übersetzungen
- Ein St. Johannis Nachts-Traum (1762)
- Das Leben und der Tod des Königs Lear (1762)
- Wie es euch gefällt; oder, die Freundinnen (1763)
- Maaß für Maaß; oder: Wie einer mißt, so wird ihm wieder gemessen (1763)
- Der Sturm; oder: Die bezauberte Insel (1763)
- Der Kauffmann von Venedig (1763)
- Timon von Athen (1763)
- Leben und Tod des Königs Johann (1763)
- Julius Cäsar (1764)
- Antonius und Cleopatra (1764)
- Die Irrungen, oder: die doppelten Zwillinge (1764)
- Leben und Tod Königs Richard, des zweyten (1764)
- Der Erste Theil, von König Heinreich dem vierten (1764)
- Der Zweyte Theil, von König Heinrich dem vierten (1764)
- Viel Lermens um Nichts (1765)
- Das Trauerspiel, vom Macbeth (1765)
- Die zween edle Veroneser (1765)
- Romeo und Juliette (1766)
- Othello, der Mohr von Venedig (1766)
- Was ihr wollt (1766)
- Hamlet, Prinz von Dänemark (1766)
- Das Winter-Mährchen (1766)
Literatur
Primärliteratur
- Cyprus. Zürich, 1759.
- Shakespear. Theatralische Werke. 8 Bde. Zürich, 1762-66.
- Die Geschichte des Agathon. Urfassung. 2 Bde. Frankfurt und Leipzig, 1766-1767.
- Oberon. Weimar, 1780.
- Menander und Glycerion. Ein Liebesroman in Briefen. Leipzig, 1804.
Sekundärliteratur
- Heinz, Jutta (Hrsg.): Wieland-Handbuch. Leben, Werk, Wirkung. Stuttgart und Weimar, 2008.
- Kob, Sabine: Wielands Shakespeare-Übersetzungen. Ihre Entstehung und ihre Rezeption im Sturm und Drang. Frankfurt a. M., 2000.
- McCarthy, John A.: „The Making of a German Cult. Wieland and Shakespeare Reception around 1770.“ In: Norbert Bachleitner und Murray G. Hall (Hrsg.): Die Bienen fremder Literaturen. Der literarische Transfer zwischen Großbritannien und Frankreich und dem deutschsprachigen Raum im Zeitalter der Weltliteratur (1770-1820). Wiesbaden, 2012. S. 59-79.
- Menke, Bettina und Wolfgang Struck (Hrsg.): Wieland/Übersetzen. Sprachen, Gattungen, Räume. Berlin und New York, 2010.
- Zaremba, Michael: Christoph Martin Wieland – Aufklärer und Poet. Eine Biografie. Köln, 2007.
Albumseiten mit dieser Person
Zitier- und Lizenzhinweis
Wieland, Christoph Martin, in: Das Digitale Shakespeare Memorial Album. Herausgegeben von Christa Jansohn. URI: http://www.shakespearealbum.de/uri/gnd/118632477. (Zugriff am 25.09.2023)
Dieser Text steht unter folgender Lizenz: CC BY-ND 3.0 DE. Wiedergabe der Albumdigitalisate mit freundlicher Genehmigung der Library of Birmingham.