Georg Gottfried Gervinus
* 20.05.1805 in Darmstadt; ✝ 18.03.1871 in Heidelberg
Gelehrter, Historiker, Literaturhistoriker
Kurzbiographie
Ab 1835 lehrte Gervinus als Professor in Heidelberg, 1836 wurde er allerdings an die Universität Göttingen berufen. Dort wurde er 1837 wegen des Protests gegen einen Verfassungsbruch durch König Ernst August von Hannover als einer der 'Göttinger Sieben' des Amtes enthoben und des Landes verwiesen, was breites öffentliches Aufsehen erregte. Später nahm er die akademische Tätigkeit in Heidelberg wieder auf; gleichzeitig wirkte er als liberaler und streitbarer politischer Schriftsteller. 1848 gehörte er der Frankfurter Nationalversammlung als Abgeordneter an. 1853 wurde er in einem spektakulären Prozess vor dem Hofgericht Mannheim auf Grund der demokratischen Tendenz seiner Schriften wegen Hochverrats zu Festungshaft verurteilt; in zweiter Instanz wurde das Urteil aufgehoben. Danach zog er sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück.
Als Gervinus' wissenschaftliches Hauptwerk gilt seine Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen (5 Bände, 1835–1842), mit der er das Konzept der kritisch-entwicklungshistorischen Literaturgeschichtsschreibung der nachklassischen Zeit mitbegründete und zur Bildung der Nation aufrief. Als „notwendige Ergänzung“ dazu betrachtete er sein Werk Shakespeare (4 Bände, 1849), das in der Enttäuschung über das Scheitern der Revolution von 1848 entstand und das die ethische Aufrichtung an dem britischen Dramatiker empfahl; es wurde zum meistbeachteten deutschen Shakespeare-Buch des 19. Jahrhunderts und auch in englischer Übersetzung verbreitet. Dem stellte er schließlich noch Händels Musik an die Seite (Händel und Shakespeare: Zur Ästhetik der Tonkunst, 1868).
Abhandlungen
- Shakespeare. 4 Bde. Leipzig, 1849-50 (ab der 2. Aufl. [1862] in 2 Bdn.).
- Händel und Shakespeare: Zur Ästhetik der Tonkunst. Leipzig, 1868.
Literatur
Primärliteratur
- Geschichte der Angelsachsen im Überblick. Frankfurt, 1830.
- Über den Goethischen Briefwechsel. Leipzig, 1836.
- Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen. 5 Bde. Leipzig, 1835-1842 (ab der 4. Aufl. [1853] u.d.T. Geschichte der deutschen Dichtung).
- Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts seit den Wiener Verträgen. 8 Bde. Leipzig, 1855-1866.
- G. G. Gervinus Leben. Von ihm selbst. 1860. Leipzig, 1893.
Sekundärliteratur
- Carl, Rolf-Peter: Prinzipien der Literaturbetrachtung bei Georg Gottfried Gervinus. Bonn, 1969.
- N.N.: „G.G. Gervinus, Nekrolog“, Shakespeare-Jahrbuch, 14 (1871). S. 343-344.
- Richter, Thomas: „Georg Gottfried Gervinus“, Shakespeare-Jahrbuch (1994). S. 296-308.
- Perkow, Ursula, „Georg Gottfried Gervinus”. Url: www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/gesch/Gesch_Erg/Gervinus.htm.
Albumseiten mit dieser Person
Zitier- und Lizenzhinweis
Gervinus, Georg Gottfried, in: Das Digitale Shakespeare Memorial Album. Herausgegeben von Christa Jansohn. URI: http://www.shakespearealbum.de/uri/gnd/118538918. (Zugriff am 20.09.2024)
Dieser Text steht unter folgender Lizenz: CC BY-ND 3.0 DE. Wiedergabe der Albumdigitalisate mit freundlicher Genehmigung der Library of Birmingham.