Johann Gottfried Herder
* 25.08.1744 in Mohrungen (Preußen); ✝ 18.12.1803 in Weimar
Dichter, Übersetzer, Philosoph, Theologe
Kurzbiographie
Durch seine pietistischen Eltern religiös geprägt, studierte Johann Gottfried Herder Theologie in Königsberg, wo er unter anderem Vorlesungen bei Immanuel Kant besuchte. 1764 trat er in Riga eine Stelle als Lehrer und Prediger an der Domschule an, fühlte sich dort aber nicht wohl, weshalb er 1769 um die Entlassung aus seinen Ämtern bat und, finanziert durch Rigaer Freunde, nach Frankreich aufbrach. Gerade recht kam nun der Antrag des fürstbischöflich lübischen Hofs zu Eutin, den Erbprinzen von Holstein-Gottorp Peter Friedrich Wilhelm als Reiseprediger zu begleiten; 1771 bat Herder auch um Entlassung aus dieser Anstellung, da er sich nach seiner Hochzeit mit Maria Karoline Flachsland nach festen Lebensverhältnissen sehnte. In Straßburg trafen Herder und Goethe aufeinander und beschäftigten sich gemeinsam mit Shakespeare und seinen Werken. Im April 1771 trat Herder seinen Dienst als Oberprediger und Konsistorialrat in Bückeburg, der Residenzstadt der Grafschaft Schaumburg-Lippe an. Hier entstand unter anderem der Aufsatz „Shakespeare“, der Herder in den Mittelpunkt der Sturm-und-Drang-Bewegung rückte. In diesem Aufsatz hebt Herder Shakespeare auf eine übermenschliche Ebene; indem er die aristotelische Poetik historisch relativiert, löst er Shakespeare aus dem Bezugsrahmen der griechischen Tragödie heraus. Herder betont, dass die shakespearesche und die aristotelische Form der Tragödie strikt voneinander zu trennen sind, da sie in kulturell verschiedenen Kontexten verortet sind. Genau wie Goethe in seiner „Rede zum Shäkespears Tag“ erteilt auch Herder in „Shakespeare“ der Einhaltung der von Aristoteles geforderten Einheit von Raum, Zeit und Handlung eine Absage. Herders Zeit in Bückeburg war nicht von langer Dauer; 1776 wurde er durch Goethes Vermittlung nach Weimar berufen, wo er eine Anstellung als Generalsuperintendent, Mitglied des Oberkonsistorial- und Kirchenrats, Oberpfarrer und erster Prediger an der Stadtkirche St. Peter und Paul fand. Volle 27 Jahre wirkte Herder in Weimar – eine Zeit, in der er wesentliche Fortschritte im Kirchen- und Bildungswesen des Herzogtums bewirkte – bis er am 18. Dezember 1803 in Weimar starb.
Abhandlungen
- „Shakespeare“. In: Von deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter. Hamburg, 1773.
Literatur
Primärliteratur
- Fragmente über die neuere deutsche Literatur. Riga, 1766/67.
- Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772.
- Von deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter. Hamburg, 1773.
- Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. 4 Bde. Riga, 1784-1791.
Sekundärliteratur
- Internationale Herder-Gesellschaft, Homepage. Url: http://www.johann-gottfried-herder.net/german/ihg_society.htm.
- Jäger, Hans-Wolf: „Herder, Johann Gottfried“. In: Neue Deutsche Biographie, 8 (1969). S. 595-603 [Onlinefassung]. Url: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118549553.html.
- Osinski, Jutta: „Shakespeare als Sophokles‘ Bruder? Über Herders Shakespeare-Rezeption“. In: Shakespeare im 18. Jahrhundert. Hg. von Roger Paulin. Göttingen, 2007. S. 167-180.
- Stellmacher, Wolfgang: Herders Shakespeare-Bild. Shakespeare-Rezeption im Sturm und Drang: dynamisches Weltbild und bürgerliches Nationaldrama. Berlin, 1978.
Albumseiten mit dieser Person
Zitier- und Lizenzhinweis
Herder, Johann Gottfried, in: Das Digitale Shakespeare Memorial Album. Herausgegeben von Christa Jansohn. URI: http://www.shakespearealbum.de/uri/gnd/118549553. (Zugriff am 14.10.2024)
Dieser Text steht unter folgender Lizenz: CC BY-ND 3.0 DE. Wiedergabe der Albumdigitalisate mit freundlicher Genehmigung der Library of Birmingham.