Wilhelm Oechelhäuser
* 26.08.1820 in Siegen; ✝ 25.09.1902 in Niederwalluf (Rheinland)
Gelehrter, Industrieller, Politiker
Kurzbiographie
Nachdem Wilhelm Oechelhäuser die Volks- und Lateinschule in Siegen absolviert hatte, machte er im Betrieb seines Vaters, einer Papierfabrik, eine kaufmännische Ausbildung. Im Alter von nur acht Jahren bekam er von einem Onkel einen Band der Eschenburg’schen Übersetzung der Werke Shakespaeres geschenkt, der in ihm sofort eine große Begeisterung für den englischen Dramatiker hervorrief. Um Shakespeares Werke auch im Original lesen zu können, lernte er Englisch, was ihm sicherlich auch auf seinen zahlreichen Reisen ins europäische Ausland zu Gute kam. In den 1850er Jahren wurde Oechelhäuser ins Preußische Abgeordnetenhaus berufen, setzte sich als Bürgermeister für die Stadt Mühlheim an der Ruhr ein, von 1878 bis 1893 war er sogar Mitglied des Reichstags. 1856 siedelte Wilhelm Oechelhäuser nach Dessau über, wo er bis 1890 die Leitung der neu gegründeten Deutschen Continental Gasgesellschaft übernahm.
Trotz seiner intensiven politischen und wirtschaftlichen Tätigkeiten kam Oechelhäusers kulturelles Interesse nicht zu kurz: Im Jahr 1864 gründete er gemeinsam mit einigen namhaften Schriftstellern, Theaterleuten, Universitätsgelehrten und Angehörigen des Weimarer Hofes die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft, deren Vorstandsmitglied er vom ersten Tag an war und ihr später auch als Präsident für 12 Jahre diente. Neben zahlreichen volkswirtschaftlichen und soziologischen Schriften gab Oechelhäuser ab 1870 eine billige Gesamtausgabe der Werke Shakespeares heraus, die äußerst erfolgreich werden sollte: in nur 10 Jahren wurden 30 Auflagen gedruckt!
Für seine großen Bemühungen um die Bekanntmachung und Verbreitung der Werke Shakespeares wurde Wilhelm Oechelhäuser 1893 von der Erlanger Universität die Ehrendoktorwürde verliehen.
Abhandlungen
- Ideen zur Gründung einer Deutschen Shakespeare-Gesellschaft. Siegen, 1863.
- „Essay über Richard III.“, Shakespeare-Jahrbuch, 3 (1868). S. 27-149.
- „Die Shakespeare-Aufführungen in Meiningen“, Shakespeare-Jahrbuch, 3 (1868). S. 383-396.
- „König Heinrich VI“, Shakespeare-Jahrbuch, 5 (1870). S. 292-309.
- „Ueber die Darstellung des Sommernachtstraums auf der deutschen Bühne“, Shakespeare-Jahrbuch, 5 (1870). S. 310-324.
- „Die Zechbrüder und Trunkenen in Shakespeare’s Dramen“, Shakespeare-Jahrbuch, 16 (1881). S. 25-38.
- „Die Würdigung Shakespeare’s in England und Deutschland“, Shakespeare-Jahrbuch, 20 (1885). S. 54-68.
- „Zur Scenierungsfrage“, Shakespeare-Jahrbuch, 27 (1892). S. 108-114.
- Shakespeareana. Berlin, 1894.
- Einführungen in Shakespeares Bühnendramen. 3. Auflage. Minden, 1895.
- „Zwei neue Bühnenbearbeitungen der bezähmten Widerspenstigen“, Shakespeare-Jahrbuch, 35 (1899). S. 247-249.
Ausgaben
- Shakespears dramatische Werke. 7 Bde. Weimar, 1878.
Literatur
Primärliteratur
- Die wirtschaftliche Krisis. Berlin, 1876.
- Die Nachteile des Aktienwesens und die Reform der Aktiengesetzgebung. Berlin, 1878.
- Die Arbeiterfrage. Berlin, 1886.
- Die sozialen Aufgaben der Arbeitgeber. Berlin, 1888.
- Die deutsch-ostafrikanische Zentralbahn. Denkschrift. Berlin, 1889.
Sekundärliteratur
- Brandl, Alois: „Nachruf auf Wilhelm Oechelhäuser und Jahresbericht 1902/03“, Shakespeare-Jahrbuch, 39 (1903). S. VII-XIII.
- Grube, Max: „Nekrolog. Wilhelm Oechelhäuser“, Shakespeare-Jahrbuch, 39 (1903). S. 250-257.
- Ludwig, Albert: „Die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft. Ein Rückblick anläßlich ihres 50jährigen Bestehens“, Shakespeare-Jahrbuch, 49 (1913). S. 1-96.
- Plaum, Bernd D.: „Oechelhäuser, Justus Wilhelm“. In: Neue Deutsche Biographie, 19 (1998). S. 421-423 [Onlinefassung]. Url: www.deutsche-biographie.de/sfz72852.html.
Albumseiten mit dieser Person
Zitier- und Lizenzhinweis
Oechelhäuser, Wilhelm, in: Das Digitale Shakespeare Memorial Album. Herausgegeben von Christa Jansohn. URI: http://www.shakespearealbum.de/uri/gnd/118735977. (Zugriff am 20.09.2024)
Dieser Text steht unter folgender Lizenz: CC BY-ND 3.0 DE. Wiedergabe der Albumdigitalisate mit freundlicher Genehmigung der Library of Birmingham.