Wolf Heinrich Friedrich Karl Graf von Baudissin
* 30.01.1789 in Kopenhagen; ✝ 04.04.1878 in Dresden
Übersetzer, Diplomat
Kurzbiographie
Nach beendetem Jurastudium in Kiel, Göttingen und Heidelberg trat Baudissin als Diplomat in dänische Dienste. Aufgrund seiner pro-deutschen Gesinnung verweigerte er den Gehorsam und wurde daraufhin ein halbes Jahr in Festungshaft genommen. Nach diplomatischen Einsätzen in Paris und Wien schied er aus dem Dienst aus und unternahm längere Reisen nach Italien, Frankreich, Griechenland und die Türkei. Außerdem gab er mittelhochdeutsche Übertragungen, beispielsweise von Hartmann von Aues „Iwein mit dem Löwen“ heraus. Zudem übersetzte er Lyrik und weitere Theaterstücke aus dem Englischen (u.a. Jonson), Französischen (v.a. Molière) und Italienischen (Gozzi, Goldoni).
Ab 1827 lebte er in Dresden und war mit Ludwig und dessen Tochter Dorothea Tieck befreundet. In Zusammenarbeit mit Dorothea Tieck übersetzte Baudissin 13 Werke Shakespeares für die sogenannte Schlegel-Tiecksche-Übersetzung, ohne Angabe seiner Urheberschaft durch Tieck. 1836 übersetzte er die vier von Tieck herausgegebenen Shakespeare-Apokryphen Eduard der Dritte, Leben und Tod des Thomas Cromwell, Sir John Oldcastle und Der Londoner verlorene Sohn.
Übersetzungen
- Viel Lärmen um nichts (1830)
- König Heinrich VIII (1818, nachgedruckt 1830)
- Der Widerspenstigen Zähmung (1831)
- Die Comödie der Irrungen (1831)
- Maaß für Maaß (1831)
- Titus Andronicus (1831)
- Antonius und Cleopatra (1831)
- Troilus und Cressida (1832)
- Ende gut, Alles gut (1832)
- Die lustigen Weiber von Windsor (1832)
- Othello (1832)
- König Lear (1832)
- Liebes Leid und Lust (1833)
Andere Übersetzungen
- Ben Jonson und seine Schule, mit Anmerkungen und einem historischen Überblick über die Geschichte der englischen Bühne. 2 Bde. Leipzig, 1836.
- Molières Lustspiele. 4 Bde. Leipzig, 1865-1867.
Literatur
Primärliteratur
- Shakspeare’s dramatische Werke. Ed. Ludwig Tieck. Übersetzt von August Wilhelm Schlegel, ergänzt und erläutert von Ludwig Tieck. 9 Bde. Berlin, 1825-1833.
- Vier historische Schauspiele Shakspear's. Ed. Ludwig Tieck. Stuttgart, 1836.
Sekundärliteratur
- Atkinson, Margaret: „Wolf Baudissin: Translator“, German Life and Letters, 16 (1963). S. 164-173.
- Elze, Karl: „Wolf Graf Baudissin, Nekrolog“, Shakespeare-Jahrbuch, 14 (1879). S. 325-327.
- Goldmann, Bernd: Wolf Heinrich Graf Baudissin: Leben und Werk eines großen Übersetzers. Hildesheim, 1981.
- Goldmann, Bernd: „Zum Gedenken an Wolf Graf Baudissin“, Shakespeare-Jahrbuch, 114 (1978). S. 414-416.
- Neumann, Fritz-Wilhelm: „Klassische Übersetzung, Modernisierung und Eklektizismus: Ein Serienvergleich zu Macbeth und Much Ado about Nothing“. In: Ulrike Jekutsch et al. (Hrsg.): Komödie und Tragödie – übersetzt und bearbeitet. Tübingen, 1994. S. 431-454.
Albumseiten mit dieser Person
Zitier- und Lizenzhinweis
Baudissin, Wolf Heinrich Friedrich Karl Graf von, in: Das Digitale Shakespeare Memorial Album. Herausgegeben von Christa Jansohn. URI: http://www.shakespearealbum.de/uri/gnd/118507206. (Zugriff am 04.11.2024)
Dieser Text steht unter folgender Lizenz: CC BY-ND 3.0 DE. Wiedergabe der Albumdigitalisate mit freundlicher Genehmigung der Library of Birmingham.